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Berliner Fast-Food erobert die Welt

TAGESSPIEGEL NR. 25 032 / DIENSTAG, 4. OKTOBER 2022WIRTSCHAFT BERLIN/BRANDENBURG / Berliner Fast-Food erobert die Welt

Berliner Fast-Food erobert die Welt: Burger und Pizza aus der Hauptstadt: Zwei Berliner Fast-Food-Unternehmen auf Expansionskurs

Drei junge Frauen tanzen auf dem Gehsteig – ohne Musik. Sie posieren vor dem Logo eines Fast-Food-Restaurants der Kette Burgermeister in Friedrichshain, eine dritte Frau filmt für ein Kurzvideo auf der Platt- form TikTok. „Sowas haben wir ständig“, sagt Cebrail Karabelli, der Geschäftsführer von Burgermeister. Die Marke sei inzwischen weit über Berlin hinaus bekannt und ziehe Tourist:innen an. Das Restaurant in der Warschauer Straße ist die neuste von mittlerweile neun Burgermeister-Filialen in der Hauptstadt. Ende des Jahres soll ein großer Flagship-Store mit zwei Etagen hinzukommen. Für 2023 ist die Expansion in weitere deutsche Städte geplant: Leipzig, München, Hamburg und Köln. Danach will die Kette ausländische Märkte erobern: Griechenland, Großbritannien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA, die Heimat der Burger. Das Unternehmen arbeitet dabei eng mit dem Lieferdienst UberEats zusammen.

2006 hätte sich Cebrail Karabelli so etwas nicht träumen lassen. Damals eröffnete der Gastronom den ersten Burgermeister-Imbiss am U-Bahnhof Schlesisches Tor in Kreuzberg, in einer ehemaligen Bedürfnisanstalt. Der Imbiss fiel auf und bekam schnell Kultcharakter bei den Gästen der umliegenden Clubs. Obwohl das Geschäft gut lief, habe er zuerst keine Expansionspläne gehabt, sagt Karabelli heute: „Ich habe mich lange auf meinem Erfolg ausgeruht.“ Zum Ausbau der Firma sei er beinahe wider Willen gekommen. Da gab es zum Beispiel Probleme mit Zulieferern. Der Unternehmer entschied, die Patties, die Burger-Buletten, in einer eigenen Fleischerei in Treptow herzustellen. 2015 kam die erste Filiale hinzu, ein Restau- rant am Kottbusser Tor in Kreuzberg, deutlich größer als die Bude. Das sei so gut gelaufen, die Fleischerei sei nicht mehr hinterhergekommen, erzählt Karabelli. Er habe dann „Glück gehabt“ und die Produktionshalle eines Lebensmittelherstellers in Tempelhof übernehmen können. Auch die Hamburgerbrötchen, die Buns, produziert Burgermeister inzwischen selbst. Die eigene Bäckerei stellt demnach bis zu 12.000 Brötchen am Tag her, soll ihre Kapazität bei Bedarf auf über 50.000 Stück erhöhen können. Die neuen Restaurants in Leipzig und Hamburg sollen zunächst aus Berlin beliefert werden. Wenn weitere Städte hinzukommen, könnte es nötig werden, „kleinere Satelliten“ aufzubauen, also Teile der Produktion in die jeweilige Region auszulagern, sagt der Gründer. Er sei vom Wachstum der eigenen Firma überfordert gewesen, gibt Karabelli zu. Hinzu kam die Coronapandemie. Plötzlich musste der Betrieb auf Lieferungen umgestellt werden. Als Retter kam Robert Fuegert ins Unternehmen, als operativer Leiter und Expansionsmanager. Fuegert hat lange in den Vereinigten Staaten gelebt und nimmt und für sich in Anspruch „den Döner nach New York gebracht“ zu haben. In den 1990er Jahren betrieb er einen Kebab-Imbiss im Stadtbezirk Manhattan. Danach wechselte er in ein Logistikunternehmen, das für die Automobilbranche arbeitete, unter anderem für Tesla. Bei Burgermeister optimierte Fuegert die Abläufe und baute die Zusammenarbeit mit UberEats systematisch aus. Dessen Plattform ist nun direkt an die Software von Burgermeister angeschlossen.

„Jede Bestellung geht gleich in die Küche“, erläutert Fuegert. Es gibt also keinen Zwischenschritt, in dem ein Mensch die Bestellung annimmt. Das spart Zeit. Die neuen Filialen sind auch baulich an
den Lieferdienst angepasst. Durch ein Fenster werden die Lieferungen hinausgereicht, die Fahrerinnen und Fahrer müssen nicht ins Restaurant gehen. UberEats zufolge liegt die durchschnittliche Lieferzeit mit diesem Verfahren bei unter 30 Minuten. Der Lieferdienst unterstützt seinen Exklusivpartner mit Daten und Statistik, sodass zum Beispiel die Personalplanung der zu erwartenden Auslastung angepasst werden kann.
Burgermeister startete als klassisches Fast-Food-Restaurant, die Abläufe wurden nachträglich digitalisiert.

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